Nach längerer Zeit endlich mal wieder aufgelegt:
2x die beiden Klavierkonzerte von Franz Xaver Mozart

Henri Sigfridsson, International New Symphony Orchestra Lviv - Gunhard Mattes (CD, INSO, 2003)

Klaus Hellwig, Kölner Rundfunk Sinfonieorchester - Roland Bader (LP, koch schwann, 1982)
Das erste Konzert C-dur op. 14 entstand in seinem 15. Lebensjahr. Wieviel von einer eigenen charakteristischen Note kann man also erwarten? So klingt hier auch noch deutlich der Stil seines Vaters durch. Dennoch bereits bemerkenswert die erstaunliche Tiefe der Empfindung & eine sanfte Schwermut des langsamen Satzes. Das Hauptthema des Finales hat Ähnlichkeit mit "Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit". Im Klaviersatz zeigt sich der virtuose Könner, es hat viele rasche Läufe.
Eindrücklich die Weiterentwicklung, welche das um dreizehn Jahre jüngere zweite Konzert Es-dur op. 25 markiert.
Hier ist ein entschiedener Schritt der Emanzipation vom Übervater zurückgelegt. Schade, dass der Mittelsatz eher knapp ausfällt. Dort hätte ich mir noch mehr Versinken in melancholische Tiefen erhofft. Allenthalben weht schon romantischer Geist - der Einfluss seines Lehrers Hummel wird hörbar, man geniesst ein bezauberndes Beispiel eines Werkes auf der Entwicklungslinie hin zum Grand Concert, am Horizont winken bereits Moscheles, Kalkbrenner & Chopin. Da ist sogar das nicht gerade geistblitzende Thema des Schlusssatzes (Allegretto) verkraftbar. Es steht im reizvollen Polacca-Rhythmus. Was Mozart daraus macht, macht staunen. Er verfügt hier über eine breite musikalische Ausdruckspalette, ist souveräner in der Orchesterbehandlung, das Ganze ist abwechslungsreich, unterhaltend, spannend, macht ganz einfach Spass! Gegen Ende erlaubt Mozart sich noch einen Scherz: auf eine Generalpause folgt ein Tutti-Akkord in H-dur. Der Hörer glaubt, nun werde noch ein neues Kapitel aufgeschlagen. Doch zwei Takte später wird wieder zur Grundtonart zurückgekehrt & eine knappe Coda führt zum auftrumpfenden Schluss.
Bedauerlich, dass sein Werkkatalog recht überschaubar blieb.
Beide Einspielungen bewegen sich auf hohem, selten aber höchstem Niveau.
Hellwig spielt gediegen, Sigfridsson mit einer Spur mehr Emphase. Vom Kölner RSO bin ich etwas enttäuscht, es kommt doch etwas zu brav rüber. Anders die Lemberger (übrigens die Stadt, in der Mozart mehr als die Hälfte seines Lebens verbrachte & wo er wohl massgeblich am Aufbau/Ausbau des Musiklebens beteiligt war): man spürt das Engagement & die Frische dieses (eigentlich Jugend-) Sinfonieorchesters. Nur, dass zu einem gewachsenen Ensembleklang 2003 (5 Jahre nach der Gründung) noch ein paar Schritte zu machen sind, wird eben auch hörbar.
Klanglich liegen ebenfalls die Lemberger vorn - die Kölner Aufnahme klingt etwas dumpf - den Höhenregler musste ich bis zum Anschlag hochdrehen. Sigfridsson mit einem Spitzenorchester wäre meine Wunschkombination.
Mutter Constanze meinte übrigens, ihren Sohn, als sich seine musikalische Begabung zeigte, in Wolfgang Amadeus umtaufen zu müssen (zu dürfen). Wie er dazu stand & ob er dies selbst so beibehielt, geht aus keiner der mir vorliegenden Quellen hervor.
Die MGG, 1. Auflage, charakterisiert ihn wie folgt:
Wolfgang Amadeus Mozart d. J. brachte es trotz seines Fleisses nicht zu grossen kompositorischen Leistungen, und da man ihn immer wieder mit dem Vater und dessen Schaffen verglich, wurde ihm der Name des Vaters zur Bürde. Eine schwere Enttäuschung in einem Liebesverhältnis (er blieb ledig) und fortwährende wirtschaftliche Sorgen lähmten seine Schaffenskraft. Als Pianist bewies er beachtliches Können, als Lehrer und Vermittler zwischen Künstler und Laien machte er sich sehr verdient. Im Vater sah er das hehrste Vorbild, ihm zu dienen als seine Verpflichtung. Die Lauterkeit seines Charakters und die Liebenswürdigkeit seines Wesens sicherten ihm wertvolle Freundschaften, so auch die von R. Schumann, F. Grillparzer, J. Spaun u. a. Wolfgang Amadeus Mozart d. J. gehörte nicht zu den grossen der Zeit, überragte aber den Durchschnitt des üblichen Schaffens. Als Persönlichkeit und Komponist verdient er auch das Interesse der Gegenwart. (Walter Hummel)
Interessant der Umstand, dass es ein auch finanziell sehr erfolgreiches Konzert mit Werken seines Vaters in Wien war, das dem 14jährigen erlaubte, Studien bei Salieri & Hummel zu betreiben.
Die Mozart-& Hummel-Experten mögen mich korrigieren: Hummel selbst wurde doch als Knabe in den 1780ern im Hause Mozart beherbergt & genoss kostenlosen Unterricht. Wäre es da nicht zu erwarten gewesen, dass der Sohn des einstigen Lehrers gleiche Rechte geniesst?
2x die beiden Klavierkonzerte von Franz Xaver Mozart

Henri Sigfridsson, International New Symphony Orchestra Lviv - Gunhard Mattes (CD, INSO, 2003)

Klaus Hellwig, Kölner Rundfunk Sinfonieorchester - Roland Bader (LP, koch schwann, 1982)
Das erste Konzert C-dur op. 14 entstand in seinem 15. Lebensjahr. Wieviel von einer eigenen charakteristischen Note kann man also erwarten? So klingt hier auch noch deutlich der Stil seines Vaters durch. Dennoch bereits bemerkenswert die erstaunliche Tiefe der Empfindung & eine sanfte Schwermut des langsamen Satzes. Das Hauptthema des Finales hat Ähnlichkeit mit "Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit". Im Klaviersatz zeigt sich der virtuose Könner, es hat viele rasche Läufe.
Eindrücklich die Weiterentwicklung, welche das um dreizehn Jahre jüngere zweite Konzert Es-dur op. 25 markiert.
Hier ist ein entschiedener Schritt der Emanzipation vom Übervater zurückgelegt. Schade, dass der Mittelsatz eher knapp ausfällt. Dort hätte ich mir noch mehr Versinken in melancholische Tiefen erhofft. Allenthalben weht schon romantischer Geist - der Einfluss seines Lehrers Hummel wird hörbar, man geniesst ein bezauberndes Beispiel eines Werkes auf der Entwicklungslinie hin zum Grand Concert, am Horizont winken bereits Moscheles, Kalkbrenner & Chopin. Da ist sogar das nicht gerade geistblitzende Thema des Schlusssatzes (Allegretto) verkraftbar. Es steht im reizvollen Polacca-Rhythmus. Was Mozart daraus macht, macht staunen. Er verfügt hier über eine breite musikalische Ausdruckspalette, ist souveräner in der Orchesterbehandlung, das Ganze ist abwechslungsreich, unterhaltend, spannend, macht ganz einfach Spass! Gegen Ende erlaubt Mozart sich noch einen Scherz: auf eine Generalpause folgt ein Tutti-Akkord in H-dur. Der Hörer glaubt, nun werde noch ein neues Kapitel aufgeschlagen. Doch zwei Takte später wird wieder zur Grundtonart zurückgekehrt & eine knappe Coda führt zum auftrumpfenden Schluss.
Bedauerlich, dass sein Werkkatalog recht überschaubar blieb.
Beide Einspielungen bewegen sich auf hohem, selten aber höchstem Niveau.
Hellwig spielt gediegen, Sigfridsson mit einer Spur mehr Emphase. Vom Kölner RSO bin ich etwas enttäuscht, es kommt doch etwas zu brav rüber. Anders die Lemberger (übrigens die Stadt, in der Mozart mehr als die Hälfte seines Lebens verbrachte & wo er wohl massgeblich am Aufbau/Ausbau des Musiklebens beteiligt war): man spürt das Engagement & die Frische dieses (eigentlich Jugend-) Sinfonieorchesters. Nur, dass zu einem gewachsenen Ensembleklang 2003 (5 Jahre nach der Gründung) noch ein paar Schritte zu machen sind, wird eben auch hörbar.
Klanglich liegen ebenfalls die Lemberger vorn - die Kölner Aufnahme klingt etwas dumpf - den Höhenregler musste ich bis zum Anschlag hochdrehen. Sigfridsson mit einem Spitzenorchester wäre meine Wunschkombination.
Mutter Constanze meinte übrigens, ihren Sohn, als sich seine musikalische Begabung zeigte, in Wolfgang Amadeus umtaufen zu müssen (zu dürfen). Wie er dazu stand & ob er dies selbst so beibehielt, geht aus keiner der mir vorliegenden Quellen hervor.
Die MGG, 1. Auflage, charakterisiert ihn wie folgt:
Wolfgang Amadeus Mozart d. J. brachte es trotz seines Fleisses nicht zu grossen kompositorischen Leistungen, und da man ihn immer wieder mit dem Vater und dessen Schaffen verglich, wurde ihm der Name des Vaters zur Bürde. Eine schwere Enttäuschung in einem Liebesverhältnis (er blieb ledig) und fortwährende wirtschaftliche Sorgen lähmten seine Schaffenskraft. Als Pianist bewies er beachtliches Können, als Lehrer und Vermittler zwischen Künstler und Laien machte er sich sehr verdient. Im Vater sah er das hehrste Vorbild, ihm zu dienen als seine Verpflichtung. Die Lauterkeit seines Charakters und die Liebenswürdigkeit seines Wesens sicherten ihm wertvolle Freundschaften, so auch die von R. Schumann, F. Grillparzer, J. Spaun u. a. Wolfgang Amadeus Mozart d. J. gehörte nicht zu den grossen der Zeit, überragte aber den Durchschnitt des üblichen Schaffens. Als Persönlichkeit und Komponist verdient er auch das Interesse der Gegenwart. (Walter Hummel)
Interessant der Umstand, dass es ein auch finanziell sehr erfolgreiches Konzert mit Werken seines Vaters in Wien war, das dem 14jährigen erlaubte, Studien bei Salieri & Hummel zu betreiben.
Die Mozart-& Hummel-Experten mögen mich korrigieren: Hummel selbst wurde doch als Knabe in den 1780ern im Hause Mozart beherbergt & genoss kostenlosen Unterricht. Wäre es da nicht zu erwarten gewesen, dass der Sohn des einstigen Lehrers gleiche Rechte geniesst?
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