Eigentlich schaue ich mir Opern im TV oder als DVD nicht an. Die großen Gefühle und großen Gesten auf einem kleinen Bildschirm sind nicht so meine Sache. Aber diesmal bin ich bei der diesjährigen Übertragung der 'Tosca' von den Osterfestspielen in Salzburg sogar hängengeblieben.
Christian Thielemann Musikalische Leitung
Michael Sturminger Inszenierung
Renate Martin und Andreas Donhauser Bühnenbild und Kostüme
Anja Harteros Floria Tosca
Aleksandrs Antoņenko Mario Cavaradossi
Ludovic Tézier Baron Scarpia
Andrea Mastroni Cesare Angelotti
Matteo Peirone Der Mesner
Mikeldi Atxalandabaso Spoletta
Rupert Grössinger Sciarrone
Levente Páll Ein Schließer
3sat.de/page/?source=/musik/196534/index.html
Jedenfalls teilweise. Und irgendwie auch unbegreiflicherweise.
Die Inszenierung beginnt mit einer wilden Schießerei in einer Tiefgarage. Da bin ich eigentlich normalerweise schon raus. Wobei ich gar nicht beurteilen will, ob diese Szene im Zusammenhang der Produktion Sinn macht oder nicht. Womit ich schlichtweg Schwierigkeiten habe, ist das Handwerkliche. Solche aus der Gegenwart entnommene und in der Gegenwart spielende Szenen wirken für mich im Theater immer aufgesetzt, immer gewollt. Das kann Hollywood halt besser oder auch die Tagesschau. Hier 'äfft' Theater nur nach, anstatt Neues zu bieten.
Weiter ging es mit einer recht wilden Mischung aus traditionellen und modernen Elementen in Bühnenbild und Kostümen. In Sankt Andrea delle Valle im 1.Akt gibt es z.B. eine Malschule für Kinder (geschenkt, obwohl ich die Ruhe vor dem Sturm zu Beginn dieses Aktes lieber habe), im 2.Akt die üblichen modernen Kostüme im relativ klassischen Bühnenbild und im 3.Akt einige seltsame Einfälle, die sich mir nicht so richtig erschlossen haben. Cavaradossi wird von einer Kindertruppe erschossen und zwischen Tosca und dem wieder lebendigen Scarpia kommt es zu abschließenden Showdown. Wenn Scarpia erneut auftaucht, kann es ja durchaus Sinn machen. Der Schatten der Macht hängt noch über allem, auch nach seinem Tod. Aber warum er noch einmal aktiv in die Handlung eingreifen muss? Macht für mich keinen Sinn. Oder soll es sein: Tosca scheitert letztlich an Scarpia? Wow, welch eine überraschende Einsicht.
Aber vielleicht brauchte die Regie nur noch einen 'Knalleffekt' zum Abschluss.
Dabei geblieben bin ich aber nicht wegen der Regie, an der mich bei dem üblichen Aktualisierungsbestreben v.a. die Plumpheit gestört hat. Für mich wirkt das alles immer so billig und schlicht. So für 'Lieschen Müller' aufbereitet, damit sie es auch endlich kapiert. Besser gesagt, so wie man sich 'Lieschen Müller' vorstellt.
Nein, dabei geblieben bin ich, der ich ja nun schon seit Jahren kaum noch die Oper besuche, wegen der musikalischen Seite. Um einmal wieder auf den neuesten, in diesem Fall Festspielstand zu kommen.
Meine Güte, das ist heutzutage beste Qualität? Ich glaub es nicht. Musikalisch gehören die drei Hauptpartien nun nicht unbedingt zum Anspruchvollsten des Repertoires. Und trotzdem scheint man nicht mehr in der Lage, eine Tosca adäquat besetzen zu können. Und wir reden hier schließlich nicht über irgendein drittklassiges Stadttheater.
Was erwarte ich von einer Verismo-Oper? Mascagni meinte, der Sänger solle schreien, schreien, schreien. (Aus dem Gedächtnis zitiert.) D.h., ich erwarte keine belcantistische Meisterleistung, aber mindestens Erfüllung der sängerischen Anforderungen und vor allem Emotion, Leidenschaft, Brennen. Ich kann Sänger und Sängerinnen wertschätzen, die entweder das eine oder das andere haben. Ich kann auch noch Sänger(innen) akzeptieren, die sich am Ende ihrer Karriere, mit wenig Stimme, um Leib und Seele singen. Aber wenn beides fehlt?
Tézier als Scarpia war sicherlich bemüht (lieber nicht ins Te Deum hineinhören), aber mehr auch nicht. Antonenko als Cavaradossi klang nur noch ausgesungen mit fahlem, hohlem Timbre. mit offenen, fast geschrienen hohen Tönen ohne jedwege Emotion.
Und die Harteros als Tosca? Zunächst dachte ich, wie herrlich sie ihre Stimme fluten kann, wenn es zu den Ausbrüchen im 1.Akt kam. Aber kann schnell merkte ich, wie kalt sie mich dabei lässt. Ein Kardinalfehler im Verismo! Das war dann irgendwann nur noch laut, aber die Emotion, die Wärme, das wirklich Beteiligtsein fehlte völlig. Interessant gesungen, aber kalt, kalt, kalt.
Und Thielemann? Man darf Puccini nicht nur über den Kopf begreifen wollen. Dazu gehört halt auch eine gehörige Portion 'Italianità'. Und daran fehlte es völlig. Das war eine laute, kopfgesteuerte, jeglichem Fluss abholde Geburt. Nur leider kein Puccini.
Fazit? Wenn das Festspielniveau ist, bleibe ich auch künftig lieber im Hause.
LG Falstaff
Christian Thielemann Musikalische Leitung
Michael Sturminger Inszenierung
Renate Martin und Andreas Donhauser Bühnenbild und Kostüme
Anja Harteros Floria Tosca
Aleksandrs Antoņenko Mario Cavaradossi
Ludovic Tézier Baron Scarpia
Andrea Mastroni Cesare Angelotti
Matteo Peirone Der Mesner
Mikeldi Atxalandabaso Spoletta
Rupert Grössinger Sciarrone
Levente Páll Ein Schließer
3sat.de/page/?source=/musik/196534/index.html
Jedenfalls teilweise. Und irgendwie auch unbegreiflicherweise.
Die Inszenierung beginnt mit einer wilden Schießerei in einer Tiefgarage. Da bin ich eigentlich normalerweise schon raus. Wobei ich gar nicht beurteilen will, ob diese Szene im Zusammenhang der Produktion Sinn macht oder nicht. Womit ich schlichtweg Schwierigkeiten habe, ist das Handwerkliche. Solche aus der Gegenwart entnommene und in der Gegenwart spielende Szenen wirken für mich im Theater immer aufgesetzt, immer gewollt. Das kann Hollywood halt besser oder auch die Tagesschau. Hier 'äfft' Theater nur nach, anstatt Neues zu bieten.
Weiter ging es mit einer recht wilden Mischung aus traditionellen und modernen Elementen in Bühnenbild und Kostümen. In Sankt Andrea delle Valle im 1.Akt gibt es z.B. eine Malschule für Kinder (geschenkt, obwohl ich die Ruhe vor dem Sturm zu Beginn dieses Aktes lieber habe), im 2.Akt die üblichen modernen Kostüme im relativ klassischen Bühnenbild und im 3.Akt einige seltsame Einfälle, die sich mir nicht so richtig erschlossen haben. Cavaradossi wird von einer Kindertruppe erschossen und zwischen Tosca und dem wieder lebendigen Scarpia kommt es zu abschließenden Showdown. Wenn Scarpia erneut auftaucht, kann es ja durchaus Sinn machen. Der Schatten der Macht hängt noch über allem, auch nach seinem Tod. Aber warum er noch einmal aktiv in die Handlung eingreifen muss? Macht für mich keinen Sinn. Oder soll es sein: Tosca scheitert letztlich an Scarpia? Wow, welch eine überraschende Einsicht.

Dabei geblieben bin ich aber nicht wegen der Regie, an der mich bei dem üblichen Aktualisierungsbestreben v.a. die Plumpheit gestört hat. Für mich wirkt das alles immer so billig und schlicht. So für 'Lieschen Müller' aufbereitet, damit sie es auch endlich kapiert. Besser gesagt, so wie man sich 'Lieschen Müller' vorstellt.
Nein, dabei geblieben bin ich, der ich ja nun schon seit Jahren kaum noch die Oper besuche, wegen der musikalischen Seite. Um einmal wieder auf den neuesten, in diesem Fall Festspielstand zu kommen.
Meine Güte, das ist heutzutage beste Qualität? Ich glaub es nicht. Musikalisch gehören die drei Hauptpartien nun nicht unbedingt zum Anspruchvollsten des Repertoires. Und trotzdem scheint man nicht mehr in der Lage, eine Tosca adäquat besetzen zu können. Und wir reden hier schließlich nicht über irgendein drittklassiges Stadttheater.
Was erwarte ich von einer Verismo-Oper? Mascagni meinte, der Sänger solle schreien, schreien, schreien. (Aus dem Gedächtnis zitiert.) D.h., ich erwarte keine belcantistische Meisterleistung, aber mindestens Erfüllung der sängerischen Anforderungen und vor allem Emotion, Leidenschaft, Brennen. Ich kann Sänger und Sängerinnen wertschätzen, die entweder das eine oder das andere haben. Ich kann auch noch Sänger(innen) akzeptieren, die sich am Ende ihrer Karriere, mit wenig Stimme, um Leib und Seele singen. Aber wenn beides fehlt?
Tézier als Scarpia war sicherlich bemüht (lieber nicht ins Te Deum hineinhören), aber mehr auch nicht. Antonenko als Cavaradossi klang nur noch ausgesungen mit fahlem, hohlem Timbre. mit offenen, fast geschrienen hohen Tönen ohne jedwege Emotion.
Und die Harteros als Tosca? Zunächst dachte ich, wie herrlich sie ihre Stimme fluten kann, wenn es zu den Ausbrüchen im 1.Akt kam. Aber kann schnell merkte ich, wie kalt sie mich dabei lässt. Ein Kardinalfehler im Verismo! Das war dann irgendwann nur noch laut, aber die Emotion, die Wärme, das wirklich Beteiligtsein fehlte völlig. Interessant gesungen, aber kalt, kalt, kalt.
Und Thielemann? Man darf Puccini nicht nur über den Kopf begreifen wollen. Dazu gehört halt auch eine gehörige Portion 'Italianità'. Und daran fehlte es völlig. Das war eine laute, kopfgesteuerte, jeglichem Fluss abholde Geburt. Nur leider kein Puccini.
Fazit? Wenn das Festspielniveau ist, bleibe ich auch künftig lieber im Hause.

LG Falstaff